Rückblick auf die EM der Klootschießer und Boßler in Pesaro 2012
Nach Absage der Euro 2020: So lief es vor 8 Jahren für die FKV-Sportler
Was auf Deutsch schlicht Europameisterschaft der Klootschießer und Boßler heißt, zergeht einem im italienischen förmlich auf der Zunge: „Campionata Europeo de boccia ala lunga“, heißen die Titelkämpfe in der Sprache des Ausrichters. Der kleinste Verband der International Bowlplaying-Associaton (IBA) hat 2012 die EM in Pesaro ausgetragen.
Die italienischen Bocciatori haben die Gelegenheit genutzt, die Skeptiker zu widerlegen. Mit einer glänzend organisierten Eröffnungsfeier der Boßel- und Klootschießer-Europameisterschaften beeindruckten sie die Aktiven ebenso wie zahlreichen mitgereisten Fans der teilnehmenden Verbände. Die Sportler trugen dann ihrerseits ihren Teil zu einer bunten und stimmungsvollen Eröffnungsfeier in Pesaro bei.
Tolle Eröffnungsfeier macht Lust auf den Sport
Auch deren Vorsitzenden zollten ihrem Kollegen Maurizio della Constanza große Anerkennung. Diese tolle Eröffnungsfeier hat richtig Lust gemacht auf die sportlichen Wettkämpfe ließen sie übereinstimmend verlauten.
Angeführt von der 15-köpfigen Big-Band Candolara ging es für die 700 Teinehmer bei strahlendem Sonnenschein zunächst ein Stück an der herrlichen Strandpromenade entlang ehe der Umzug durch die Stadt Pesaro nach rund eineinhalb Kilometer auf dem Marktplatz endete.
Mit Gesängen eingestimmt
Dass sich das Interesse der Passanten in einem überschaubaren Rahmen hielt, störte die Sportler wenig. Sie stimmten sich mit ihren Schlachtgesängen schon einmal auf das sportliche Geschehen so richtig ein. Der Umzug endete direkt vor dem Rathaus, wo die Sportler von della Constanza auf das Herzlichste begrüßt wurden: „Wir freuen uns sie hier alle zu Gast zu haben und sind stolz darauf erstmals in der 43-jährigen EM-Historie diese Titelkämpfe in unserem Land ausrichten zu dürfen.“
Mit dem Hissen der Landesfahnen der teilnehmenden Verbänden und dem Abspielen der dazu gehörigen Nationalhymnen endete der erste Teil der Eröffnungsfeier, der zweifellos der stimmungsvollere war.
Frank Goldenstein auf Platz 2
Im Feldkampf mit der Hollandkugel präsentierte sich das irischeTeam um den überragenden Einzel-Europameister Aidan Murphy in einer hervorragenden Verfassung. Gleich sieben ihrer zehn Werfer sicherten sich einen Platz unter den ersten Zehn. Dennoch fiel auch für den FKV bei den Herren eine Medaille ab. Frank Goldenstein sicherte sich Platz 2 und damit Silber.
Das sein Rückstand auf den Sieger mit 95 Metern beträchtlich war, störte den Blomberger, der, wenn es seine Zeit erlaubt beim TSV Abbehausen Schleuderball spielt, herzlich wenig: „Ich bin einfach nur froh, dass es mit einer EM-Medaille doch noch geklappt, nachdem ich im Standkampf unter meinen Möglichkeiten geblieben bin“, so Goldenstein. Gleichzeitig zollte er dem Sieger ein großes Lob: „Das war einfach Extraklasse, was Aidan Murphy hier abgeliefert hat.“
Mit erstem Wurf beeindruckt
Mit dieser Meinung stand Goldenstein übrigens nicht allein da. Schon mit seinem ersten Wurf sorgte der eher unscheinbar wirkende Ire für Aufsehen. Auch im weiteren Verlauf erlaubte er sich keine Schwächen und baute mit jedem Wurf seinen Vorsprung aus. Weder der FKV-Werfer Hans-Jürgen Fleßner noch der Niederländer Rob Scholten, der Bronze holte, konnten mit dem Ausnahme-Werfer mithalten.
Da ging es ihnen aber nicht besser als den meisten Werfern der anderen Verbände. Vom FKV konnten sich neben Goldenstein lediglich Robert Djuren, Friedrich Christians und Sven Büsing im direkten Vergleich mit ihrem irischen Konkurrenten durchsetzen. Der Mentzhauser wurde aber dennoch nur 23ter. Dessen Vereinskamerad Tim Wefer hingegen war dem in seiner Gruppe mitwerfenden Iren Evan Bowen zwar unterlegen, war als Gesamt-Zwölfter aber immerhin zweitbester Werfer im FKV-Dress. Möglicherweise wäre sogar noch mehr möglich gewesen. Die extrem langen Wartezeiten brachten ihn aber stark aus dem Rhythmus. Aber immerhin durfte er sich mit dem FKV-Team, zu dem unter anderem auch noch Kreuzmoorer Manuel Runge (20. in der Einzelwertung) gehörte, über Silber in der Mannschaftswertung freuen.
Insgeheim hatten die Niederländer gehofft, dass der zweite EM-Tag ihnen gehören würde. Die hochgesteckten Erwartungen konnten jedoch nur das Frauenteam, um die überragende Einzel-Europameisterin Silke Tulk erfüllen. Bis sich die Holländerin jedoch feiern lassen konnte, musste sie sich in einem Dreikampf mit Marina-Kloster-Eden und der Irin Catriona O’Farrell-Kitney behaupten.
Dabei hatte die mehrfache Europameisterin aus Theener den Wettbewerb mit einer enormen Weite eröffnet. „Zwischendurch hatte ich das Gefühl, ich könnte Silke Tulks Sieg doch noch einmal in Gefahr bringen. Das es am Ende Silber geworden ist, ist für mich eine tolle Sache. Damit habe ich mein Versprechen, das ich Martina Damken gegeben habe, für sie eine Medaille zu holen, eingehalten“, freute sich die 37-Jährige zu recht. Immerhin hatte sie vor vier Jahren in Cork einen Medaillenrang nur um wenige Zentimeter verfehlt. Das sei für sie eine ganz bittere Erfahrung gewesen, die nun durch diese Silbermedaille aber in den Hintergrund gedrängt werde, ließ sie weiter verlauten.
Anke Redelfs entthront Ute Uhrbook – Die 14-jährige Lena Stulken siegt bei den Juniorinnen
Der Standkampf hat sich auch bei den 14. Europameisterschaften der Klootschießer als Domäne des Friesischen Klootschießer-Verbandes erwiesen. Sieben der acht möglichen Titel gingen an den FKV. Lediglich in der Mannschaftswertung der Frauen konnten sich die Werferinnen aujs Schleswig-Holstein durchsetzen.
In diesem Wettbewerb hatte der FKV mit Silke Schönlau eine tragische Heldin in seinen Reihen. Der 18-Jährigen, die wie viele andere den schlewig-holsteinischen Rundwurf bevorzugt, rutschte die Kugel bei ihrem ersten Wurf aus der Hand und landete weit außerhalb des Feldes. Ganze 9,70 Meter wurden für sie gemessen. Da nützte es auch nichts, dass ihr anschließend noch zwei passable Würfe gelangen. Das Mannschaftsgold war verspielt.
Tränen der Freude
Während bei Silke Schönlau anschließend Tränen der Enttäuschung flossen, konnte ihre Teamkameradin Ulrike Tapken ihre Freudentränen nicht zurückhalten. Die junge Ostfriesin hatte ganz überraschend die Bronzemedaille gewonnen. Noch mehr Grund zur Freude hatte die 19-jährige Ankde Redelfs. Sie sicherte sich durch drei erstklassige Würfe die Goldmedaille und verhinderte damit gleichzeitig den fünften Triumph der 40-jährigen Ute Uhrbook aus Schleswig-Holstein. Die hatte den fünften Titelgewinn schon zum Greifen nah, verzog die Kugel aber im letzten Wurf und verlor so die entscheidenden Meter.
Begonnen hatte der gestrige Wettkampftag überaus erfolgreich. Die Juniorinnen stellten mit der 14-jährigen Lena Stulke nicht nur die Europameisterin, sondern sicherten sich auch den Mannschaftstitel. Dabei verlief diese Entscheidung bis zum Ende außerordentlich spannend. Mit Luisa Friedrichs sicherte sich eine weitere FKV-Starterin die Silbermedaille.
Die nötige Ruhe gefunden
Große Spannung war auch bei den Junioren angesagt. Wobei sich der Wettbewerb erst im zweiten Teil an Fahrt aufnahm. Da wurde es dann aber auch richtig interessant. Zunächst hatten Sören Bruhn vom FKV und Melle Analberfs (SVHB) als erste die 200-Meter-Marke übertroffen. Bruhn kam auf 210,76 Mete, Analbers sogar auf 214,07 Meter. Der Schleswig-Holsteiner Melvin Hildebrand ließ kurz darauf drei erstklassige Würfe folgen, die ihm insgesamt 224, 01 Meter und damit die zwischenzeitliche Führung einbrachten.
Damit hatte er offensichtlich auch den großen Favoriten Keno Vogts beeindruckt. Der wirkte zumindest vor seinem Einsatz ein wenig nervös. Unterstützt von Hans-Georg Bohlken und seinem Vater Jan-Dirk fand er aber schnell die nötige Ruhe. Schon mit dem ersten Wurf hatte er deutlich gemacht, dass er den Titel seinem Konkurrenten nicht so einfach überlassen wollte. Auch der zweite Versuch gelang. Und als er auch mit dem dritten Wurf die 80-Meter-Marke übertraf, stand sein Titelgewinn mit übeer 23 Metern Vorsprung fest. Der Titelgewinn mit der Mannschaft blieb ihm aber verwehrt. Hier ging der Sieg erneut an die Schleswig-Holsteiner.
Detlef Müller sichert sich die Bronzemedaille – Dirk Schomaker wird 13.
Thore Fröllje hat den überaus erfolgreichen ersten EM-Tag für den Friesischen Klootschießer-Verband mit dem Gewinn der Männer-Konkurrenz gekrönt. Er siegte mit deutlichem Vorsprung vor seinen Teamkameraden Jens Stindt und Detlef Müller.
Den 43-jährigen Mentzhauser hatten viele Experte nicht mehr der Rechnung gehabt. Mit drei Würfen über die 80-Meter-Marke kam er auf ein ‚Gesamtergebnis von 247,50 Meter. Besser waren nur der Sieger Thore Fröllje mit großartigen 259,60 Metern und Jens Stindt, der insgesamt 1,30 Meter weitere geworfen hatte.
Mannschaftsgold für den FKV
Für einige andere FKV-Athleten nahm der Wettbewerb eher einen enttäuschenden Verlauf. Dirk Schomaker, der insgeheim auf eine Platzierung unter den besten Fünf gehofft hatte, kam bei seinen Einzelwürfen nicht über 74 Meter hinaus. Das reichte dann in der Gesamtwertung nur zum 13. Platz. Die Tatsache, dass er aufgrund von Verzögerungen fast zwei Stunden warten musste, ehe er in den Wettbewerb eingreifen konnte, ist sicherlich ein Grund für das unbefriedigende Abschneiden. Allein darauf wollte es der Fedderwardersieler zwar nicht schieben, gab aber an, dass es schwer war die Konzentration so lagen hochzuhalten.
Auch Titelverteidiger Frank Goldenstein dürfte mit dem Verlauf des Wettbewerbs nicht zufrieden gewesen sein. Er musste sich mit Platz zehn begnügen. Er kann sich ebenso wie Dirk Schomaker allerdings über den Gewinn der Mannschafts-Goldemaille freuen.
Jens Stindt wirft 248,80 Meter
Der Grünenkamper Jens Stindt musste als erster FKV-Werfer antreten. Mit seiner Gesamtweite von 248,80 Metern beeindruckte er die Konkurrenz doch einigermaßen. Auch Hendrik Rüdebusch, der mit 240,60 Metern eine Top-Weite erzielte überzeugte im FKV-Dress. Anschließend versuchten sich mit Sönke Dreesen (244,35) und Jakob Gussmann (247,25) zwei Werfer des Schleswig-Holsteinischen Boßler-Verbandes Stindts Weite zu kippen. Erfolglos.
Tief durchatmen musste der Führenden, als Detlef Müller über das Brett ging. Doch auch er kam an die bis dahin beste Weite nicht vorbei. Immerhin hatte er die beiden Schleswig-Holsteiner hinter sich gelassen. An eine Medaille mochte er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht glauben. Immer standen noch die Würfe der FKV-Teilnehmer Thore Fröllje und Frank Goldenstein sowie des ebenfalls hoch eingeschätzten Schleswig-Holsteiners Thorsten Gebert aus.
Der im Vorfeld als Mitfavorit gehandelte Thore Fröllje wurde seiner Rolle mehr als gerecht. Mit Würfen weit über die 80-Meter-Marke, übertraf er die Weite von Jens Stindt um fast elf Meter. Das konnten weder der Schleswig-Holsteiner Thorsten Gebert, noch Titelverteidiger Frank Goldenstein überbieten.
FKV-Nachwuchs sichert sich im Feldkampf alle vier Goldmedaillen
Die Juniorinnen und Junioren setzten ihren Siegeszug bei den Europameisterschaften in Pesaro auch am zweiten Tag fort. Nach viermal Gold im Standkampf sicherten sie sich auch mit der Hollandkugel viermal Platz 1. Keno Vogt konnte sich schon die zweite Goldene sichern.
Bei den Juniorinnen hatte Nina Coordes vom ersten bis zum neunten Durchgang einen erstklassigen Wettbewerb abgeliefert. Der letzte Wurf ging ihr aber daneben. Und das sollte sie am Ende die Bronzemedaille kosten. Die musste sie der Niederländerin Carmen Beuvink überlassen, de auf eine Gesamtweite von 791,90 Meter kam und damit 40 Zentimeter weiter warf als die FKV-Werferin.
Mannschaftsgold geht ans FKV-Quartett
Deren Teamkameradin Luisa Friedrich erlaubte sich keinen Ausrutscher und verwies mit 866 Meter die Schleswig-Holsteinerin Martje Peters (811,65) mit deutlichem Abstand auf Rang 2. Damit hatte sie die Grundlage zum Sieg in der Mannschaftswertung geschaffen.
Auch bei den Junioren ging Mannschaftsgold mit deutlichem Vorsprung an das FKV-Quartett. Dazu gehörte mit Jabbo Gerdes übrigens ein weiterer Akteur, der bei Schleuderball-Wettkämpfen für den TSV Abbehausen antritt. Obwohl er eine Medaille nur knapp verfehlt hatte, war er mit seiner Leistung insgesamt zufrieden. Allerdings bemängelte auch er die zu langen Wartezeiten.
Diese Wartezeiten und das Ausharren in der Sonne hatte Keno Vogts echte Kopfschmerzen bereitet. Darunter litt seine Leistung allerdings nicht. Im Vergleich mit dem ebenfalls sehr stark auftrumpfenden Niederländer Melle Analbers hatte er am Ende mit fast 15 Metern das bessere Ende für sich.
Das war nach dem Sieg im Standkampf bereits die zweite Goldmedaille für den Sohn des FKV-Vorsitzenden Jan-Dirk Vogts. Die Bronzemedaille ging in diesem Wettbewerb an den Schleswig-Holsteiner Mark Henri Jürgens. (pm)
Gastgeber Italien bejubelt ersten Medaillengewinn bei einer EM
Die Werferinnen aus Irland und den Niederlanden gaben am letzten Tag der Boßel- und Klootschießer-Europameisterschaften klar den Ton an. Für das FKV-Team fielen lediglich zwei Einzelmedaillen für die Juniorin Hannah Peters (Silber) und Keno Vogts (Bronze) ab. Der zweimalige Goldmedaillengewinner im Stand- und Feldkampf musste sich diesmal mit Bronze begnügen.
Hinzu kamen noch zweimal Silber Junioren und Juniorinnen sowie zweimal Bronze (Männer und Frauen) in den Mannschaftswettbewerben. Damit war man im FKV-Lager nur bedingt zufrieden, auch weil man in der Männer und Frauenkonkurrenz erneut ohne Einzelmedaille geblieben war.
Roberta Rosetti jubelt
Große Freude herrschte dagegen im Lager der gastgebenden Italiener. Sie hatte schon am Vortag beim Feldkampf bewiesen, dass sie auf dem besten Weg sind, den Abstand zu verkleinern. Gestern konnten sie dann endlich die erste Medaille bejubeln, die völlig verdient an die 17-jährige Roberta Rosetti ging. Im letzten Durchgang hatte sich die A.V.I.S.-Werferin sogar kurzzeitig an die Spitze gesetzt, musste dann aber tatenlos mit ansehen, dass die Irin Meghan Collins und auch noch die FKV-Athletin Hannah Janssen an ihr vorbeizogen. Aber auch das konnte die tolle Stimmung im Lager der Italiener nicht trüben.
Bei den Junioren setzte der in der ersten Gruppe startende Ire Cien Shorten gleich ein dickes Ausrufezeichen. Nach zehn Würfen wurden für ihn sagenhafte 1918 Meter gemessen. Damit hätte er auch in der Männerkonkurrenz einen der vorderen Plätze belegt. Bei den Junioren konnte keiner annähernd diese Weite erreichen. Weder Shortens Landsmann Ethan Rafferty (1756,20 Meter), noch Keno Vogts, der keineswegs enttäuschte und die Silbermedaille nur um sechs Meter verfehlte. Sein Vorsprung auf den Niederländer Luuk Zanderink auf Platz 4 betrug immerhin 106 Meter.
David Murphy siegt
Bei den Frauen lieferte Anke Klöpper einen sehr guten Wettkampf ab, zum Medaillengewinn sollte es aber trotzdem nicht reichen. Die Ostfriesin musste sich mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben. Die Goldmedaille ging nicht an die Favoritin Silke Tulk aus den Niederlanden, sondern an die Irin Carmen Ryan, die mit 195 Metern Vorsprung ähnlich deutlich siegte, wie ihr Landsmann Cian Shorten bei den Junioren.
Eine böse Ohrfeige gab es dagegen erneut für die FKV-Männer. Lediglich Henning Feyen konnte sich einen Platz unter den ersten Zehn sichern, war als Siebter aber weit von einer Medaille entfernt. Es siegte erwartungsgemäß der Ire David Murphy mit deutlichem Vorsprung.
Nach seinen beiden Goldmedaillen im Stand- und Feldkampf langte es für Keno Vogts gestern gegen die große irische Konkurrenz immerhin noch zur Bronzemedaille.
Fazit 2012: FKV bleibt stärkster Verband
Trotz der erneut schweren Schlappe im Straßenkampf fiel das Fazit von Jan-Dirk Vogts, Vorsitzender des Friesischen Klootschießer-Verbandes, gestern positiv aus. Immerhin sei der FKV bei der Boßel-Europameisterschaft im italienischen Pesaro erneut der stärkste Verband mit 25 Medaillen (zehn Gold, elf Silber, vier Bronze) gewesen. So schlecht könne man also nicht gewesen sein.
„Wir sind nicht auf irgendwelche Leute in Gummistiefeln getroffen, sondern auf erstklassig vorbereitete Werfer“, versuchte Vogts den Kritikern an der Eisenkugel-Männer-Mannschaft gleich zu Beginn des Pressegesprächs im Hotel Rossini den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Schwächen auf der Straße
Ein paar kritische Nachfragen mussten er und FKV-Boßelobmann Reiner Behrens sich dann aber doch gefallen lassen. So wurde kritisiert, dass die Vorbereitung offensichtlich nicht ausgereicht hat, um den Iren und Holländern Paroli bieten zu können. Mit Henning Feyen (7.) hatte nur ein FKV-Werfer den Sprung unter die ersten Zehn geschafft. Ansonsten waren nur die Namen von sieben Iren und zwei Holländern zu finden. Erst auf Platz 16 fand sich mit Harm Weinstock ein weiterer FKV-Werfer. Zu allem Überfluss musste man in der Mannschaftswertung auch noch den Italienern den Bronzerang überlassen. „Immerhin haben wir die Schleswig-Holsteiner hinter uns gelassen“, flüchtete sich Vogts in Galgenhumor.
Plan nicht umgesetzt
Der sichtlich enttäuschte Behrens versicherte, dass man sich schon akribisch vorbereitet hatte und die Werfer gut auf die Strecke eingestellt waren. „Wir hatten durchaus einen Plan, aber mit der Umsetzung hat es bei keinem geklappt“, gab er an. Warum das so war konnte er sich allerdings auch nicht erklären. „Vielleicht haben sich unserer Werfer nach der schweren Schlappe in Cork vor vier Jahren zu sehr unter Druck gesetzt und deshalb ihr wahres Leistungsvermögen nicht abrufen können“, könnte für Vogts einer der Gründe für die schwere Schlappe gewesen sein.
Gleichzeitig räumte er ein, dass die Konkurrenz-Mannschaften sehr viel geschlossener auftraten. Im Wettkampf seien sie zwar Konkurrenten gewesen, hätten sich aber auf der Strecke immer wieder gegenseitig unterstützt. Diese hatte nicht nur der FKV-Vorsitzende bei seinem Team vermisst. Ein wesentlichen Nachteil gegenüber den Iren sei auch, dass sie regelmäßig Wettkämpfe mit der Eisenkugel auf der Straße austrügen: „Bei uns ist das ja eher ein Nebenprodukt, weil bei unseren Boßel-Wettkämpfen ausschließlich mit Gummi- und Holzkugeln geworfen wird.“
Verspätungen an allen Tagen
Beim Rückblick auf die ersten beiden EM-Tage hellte sich die Miene des FKV-Chefs dann aber merklich auf. Kein Wunder, hatten die Werfer aus den Landesverbänden Oldenburg und Ostfriesland da doch ordentlich Medaillen abgesahnt. Insbesondere beim Standkampf hatten sie ihre Vormachtstellung untermauert, und auch mit der Hollandkugel habe man gut mitgehalten.
Abschließend zollte Vogts den Italienern ein großes Lob. „Es war schon beeindruckend, was sie bei ihrer EM auf die Beine gestellt haben“, sprach er aus, was viele Besucher empfunden hatten. Dieser gute Gesamteindruck wurde nur durch die Tatsache getrübt, dass an allen drei Tagen die Zeitpläne nicht eingehalten werden konnten, und es so Verspätungen bis zu zweieinhalb Stunden gab. Etliche Besucher hatten daher die Wettkampfstätten schon früher verlassen und die Siegerehrungen fanden fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.