Bald keine echten Idole mehr

Den populären Sportarten gehen die Zugpferde verloren

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Die Älteren unter Ihnen werden sich noch erinnern. Es gab Zeiten, da wurde kein sportliches Großereignis versäumt, wenn man denn die Möglichkeit hatte es im Fernsehen zu verfolgen. Egal ob am Tag oder in der Nacht. Gibt es das heute überhaupt noch? Ich glaube nicht.

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an die Kämpfe von Muhammad Ali, für die wir gern mitten in der Nacht aufgestanden sind. Und es hat sich gelohnt, weil der „größte Boxer aller Zeiten“ immer ein Riesenspektakel abgeliefert hat.
Seine Klasse haben Henry Maske und die Klitschko-Brüder nie erreicht, aber immerhin konnten auch sie die Massen noch mobilisieren.

Frühes Aufstehen für Tennis-Idole

Frühes Aufstehen war oftmals auch angesagt, wenn Steffi Graf, Boris Becker oder Michael Stich ihr Können in Australien oder den USA demonstrierten. Diese Matches haben wir uns ebenso wenig entgehen lassen, wie deren legendären Auftritte in Wimbledon oder Paris.

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Ich kann mich auch noch an einige WM-Spiele der Deutschen Nationalkicker in Mexico erinnern, die auch mitten in der Nacht abliefen. Da haben wir mit Franz Beckenbauer, Uwe Seeler und Gerd Müller (1970) oder mit Rudi Völler, Felix Magath (1986) und tatsächlich auch mit Karl-Heinz Rummenigge ordentlich mitgefiebert. Und dann waren da in der jüngeren Vergangenheit auch immer noch die unzähligen, oft nervenaufreibenden Europapokal-Abende.

Boxer hinterlassen keinen bleibenden Eindruck mehr

Diese Begeisterung ist aber auch immer im Zusammenhang mit den handelnden Personen zu sehen, die sich aufgrund ihrer überragenden Leistungen einen Idol-Status erworben hatten. Der Boxsport beispielsweise ist so uninteressant geworden, dass man sich die Namen jener Kämpfer, die heute in den Ring steigen, nicht merken muss. Sie hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Und wenn doch, dann wegen Dopings oder Drogenmissbrauchs.

Tennis gehört zwar immer noch zu den herausragenden Sportarten, genießt aber keineswegs den Stellenwert wie das in den 1980er und 90er Jahren der Fall war. Daran sind aber in erster Linie diejenigen Schuld, die sich um die Vermarktung kümmern. Idole gibt es immer noch genug, aber man präsentiert sie den Fans viel zu selten, weil die meisten Matches lediglich im Privatfernsehen oder als Konserve zu nachtschlafender Zeit auf irgendeinem Sportkanal zu sehen sind. Genauso muss man es machen, wenn man das Interesse an der eigenen Sportart eindämmen will.

Privatsender sind Mitschuld

Und die Fußballer? Natürlich haben sie noch Idole. Reichlich sogar. Aber auch sie sind auf dem besten Weg, die Bindung zu den Fans endgültig zu verlieren. Cristiano Ronaldo, Neymar oder Kylian Mbappé spielten in der vergangenen Champions-League-Saison zumindest einige Male in unserem Wohnzimmer vor. Das klappt jetzt nur noch, wenn man einen Privatsender abonniert hat. Das will aus Kostengründen aber nicht jeder. Dann geht das Interesse an jenen Personen, die das Zeug zum Idol hätten, schnell verloren.

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