Emotionale Achterbahnfahrt

Fußball ist nicht immer gerecht – Handspiele grundsätzlich als strafbar einstufen

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Man, war das eine Woche. Eine echte emotionale Achterbahnfahrt für jeden Fußballfan. Egal für welchen der beteiligten Vereine er die Daumen gedrückt hat. Die Klubs haben auf jeden Fall Fußballgeschichte geschrieben. Aus meiner Sicht allerdings nur einmal mit dem richtigen Ausgang. Diese Begeisterung hätte ich mir auch für die Schlussphase in der Bundesliga gewünscht. Da scheint aber der Drops gelutscht zu sein. Wodurch der Fokus auf andere, nicht unbedingt erfreuliche Dinge gelenkt wird. Ich meine damit den Video-Schiedsrichter und die nicht enden wollenden Diskussionen um Handspiele im Strafraum.

Bleiben wir zunächst aber bei den Champions- und Euro-League-Halbfinalbegegnungen. Liverpools Husarenstück gegen Barcelona hatte ich persönlich gar nicht auf dem Zettel. Umso mehr hat es mich gefreut, dass Jürgen Klopp mit seinem FC erneut im Champions-League-Finale steht. Dort hatten viele Fans auch das bis dahin so frech aufspielende Team von Ajax Amsterdam erwartet. Meine anfängliche Skepsis war nach der 2:0-Halbzeitführung der Niederländer wie weggeblasen. Dass es die Tottenham Hotspurs dann doch noch schafften das Blatt zu wenden, verdient Anerkennung. Dennoch hätte ich lieber Ajax im Finale gesehen.

Und am Donnerstag waren wir fast geschlossen Frankfurt-Fans. Aufgrund der starken Vorstellung des FC Chelsea im Hinspiel hatte ich zunächst keine große Hoffnung, dass die Eintracht eine echte Chance hätte. Bis zur Pause deutete auch nicht viel daraufhin, dass sich der Außenseiter durchsetzen könnte. Umso begeisterter war ich über den Frankfurter Auftritt in den zweiten 45 Minuten und in der Verlängerung, die durch den Ausgleich von Luka Jovic notwendig wurde. Richtig aufgeregt hat mich das brutale Foul von Chelsea-Kapitän Cesar Azpilicueta. Dass es dafür nur Gelb gab, kann ich nicht nachvollziehen.

Die Gerechtigkeit nimmt ihren Lauf, war mein erster Gedanke, als jener Azpilicueta im Elfmeterschießen an Kevin Trapp scheiterte. Leider passierte Martin Hinteregger und Goncalo Paciencia das gleiche Missgeschick. Ausgerechnet Hinteregger, der zuvor 120 Minuten leidenschaftlich gekämpft hatte. Da war er dahin mein Glaube an die Gerechtigkeit. Was bleibt ist eine grandiose Euro-League-Saison der Eintracht, die damit durchaus ein Stück Fußball-Geschichte mitgeschrieben hat.

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Kein Fall für die Geschichtsbücher scheint mir dagegen der Video-Schiedsrichter zu sein. Wenn im Kölner Keller schwere Vergehen, wie beim Spiel Hertha gegen Stuttgart, nicht erkannt werden, weil man angeblich gerade mit einer anderen Szene beschäftigt war, kommt das einem Offenbarungseid gleich. Wieder ein Argument mehr für jene Kritiker, die die Abschaffung dieser Einrichtung fordern.

Und natürlich gab es auch wieder einige strittige Szenen, wobei es häufig um Handspiele im Strafraum ging. Die gegebenen Elfmeter waren aus meiner Sicht alle berechtigt. Das gilt übrigens auch für die Szene in Berlin, die nicht nur der Referee übersehen hat. Auch der Strafstoß gegen Bayern ist für mich unstrittig. Jerome Boateng dreht sich zwar vom Ball weg, fährt aber seinen Arm aus und vergrößert damit die Körperfläche. Und das ist ja ausschlaggebend für ein „strafbares“ Handspiel.

Um diese endlosen und nervenden Diskussionen einzudämmen bedarf es dringend einer Regel-Modifizierung. Aber bitte das ganze nicht noch mehr verkomplizieren und für weitere emotionale Achterbahnfahrten sorgen. Am einfachsten wäre es, wenn jedes Handspiel als strafbar eingestuft wird.

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