„Man sieht kaum eine Person ohne Maske“

Die Nordenhamerin Luisa Auffarth lebt seit fast zwei Jahren in New York – Die Corona-Krise hat auch ihr Leben ordentlich durcheinandergewirbelt

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Während in Deutschland die aktuelle Lage um Corona Anlass zu ersten Lockerungen des Lockdowns gibt, sieht es in anderen Ländern ganz anders aus – so beispielsweise in den USA. Unter anderem in New York gibt es dort besonders viele Infektionen mit dem Virus. Die Nordenhamerin Luisa Auffarth lebt als Studentin dort. Für sportgasm.de und die Kreiszeitung Wesermarsch berichtet sie von ihrem Leben in den USA und ihren Erlebnissen rund um die Corona-Krise.

Ich bin 22 Jahre alt und lebe seit August 2018 in Queens, New York. Ich bin in meinem letzten Semester (das nennt sich in Amerika Senior Year) im College und sollte eigentlich am 28. Mai dieses Jahres meine Abschlusszeremonie haben. Diese wurde natürlich abgesagt beziehungsweise nach hinten verschoben.

Tennis-Team ist sehr erfolgreich

In den rund zwei Jahren, in denen ich nun hier wohne, habe ich viel erlebt und wie an meiner alten Uni viele tolle neue Leute kennengelernt. Als Tennisteam waren wir in beiden Jahren sehr erfolgreich. Wir haben uns letztes Jahr einen Platz bei den Nationals in Florida erkämpft und dieses Jahr sind wir Conference Champions geworden. Doch dann wurde unsere Saison leider wegen Corona im März abgebrochen.

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Diese Saison habe ich an Nummer 1 im Einzel und Doppel gespielt und habe in meinem Senior Year nur ein Einzel verloren. Ich wurde zur Spielerin des Jahres in meiner Region ernannt und war auch im finalen Ranking für diese Saison in der Region an Nummer 1 im Einzel und Doppel.

Unis bieten Online-Kurse an

Seit die Corona-Pandemie auch die Vereinigten Staaten erreicht hat, hat sich hier natürlich viel verändert und New York City war und ist durchaus präsent in den Nachrichten in aller Welt. Unsere Uni wurde geschlossen und alle Kurse werden nun online absolviert. Die Online-Kurse sind recht angenehm. Wir bekommen zwar mehr Hausaufgaben und Hausarbeiten zu schreiben, dafür muss ich aber morgens nicht aus dem Bett aufstehen, um bei meinen Besprechungen auf Zoom (eine Plattform für Video-Telefonie) anwesend zu sein. Ich wache meist fünf Minuten vor Beginn des Meetings auf und schnappe mir meinen Laptop, um online zu gehen.

Zoom wird hier nun auch viel verwendet, um andere Meetings zu veranstalten, die sonst persönlich abgehalten würden wie beispielsweise Sprechstunden für internationale Studenten, falls wir Fragen wegen unseres Visums haben.

Auch ohne Maskenpflicht trägt fast jeder eine Maske

Die Regelungen hier in New York City sind ähnlich wie fast überall auf der Welt. Wir dürfen unser Haus verlassen, solange wir alleine oder mit höchstens einer anderen Person unterwegs sind. Ein Abstand von 6 Fuß (das entspricht etwa 1,80 Meter) muss gehalten werden. Maskenpflicht gibt es nicht, aber man sieht wirklich kaum eine Person, die keine Maske oder Handschuhe trägt.

Supermärkte lassen wie in Deutschland nur eine begrenzte Anzahl an Personen gleichzeitig in den Laden. Jedoch muss ich sagen, dass die Supermärkte, in denen ich eingekauft habe, keine Notstände haben, wie ich es aus den deutschen Nachrichten über New York gesehen habe. Dabei ist Queens einer der am schwersten betroffenen Stadtteile in New York City. TV-Nachrichten sind aber ja auch dafür bekannt, dass sie meist die schlimmsten und dramatischsten Bilder für ihr Beiträge verwenden.

Joggen, um fit zu bleiben

Von den Touristenspots in Manhattan und der Situation in den Krankenhäusern bekomme ich hauptsächlich nur das mit, was in den Nachrichten gezeigt wird, da ich mein Haus so gut wie nie verlasse. Ich gehe hin und wieder mal joggen, um fit zu bleiben.

Einmal bin ich mit einem Mitbewohner mit dem Fahrrad nach Long Island City gefahren, um die Lichter des Empire State Buildings zu sehen. Long Island City liegt direkt am Hudson River und man kann von dort aus die komplette Skyline sehen. Wir sind an einem Freitagabend hingefahren, wenn normalerweise die Straßen vollbepackt sind. An diesem Tag konnten wir aber einfach mitten auf der Straße fahren, weil wir die Autos, die wir gesehen haben, an unseren Fingern abzählen konnten.

Großer Zusammenhalt

Zurück zum Empire State Building: Der obere Teil des Gebäudes blinkte rot auf wie ein pulsierendes Herz, was New Yorks Kampf gegen Covid-19 symbolisierte, und zu bestimmten Zeiten fand eine Lichtershow zum Dank an alle Krankenhausmitarbeiter und Ersthelfer statt. Daraufhin gingen alle Lichter für fünf Minuten aus, um der Verstorbenen zu gedenken. Es ist schön zu sehen, dass niemand die Hoffnung aufgibt und in dieser Zeit alle zusammenhalten und das Empire State Building gerade symbolisch für den Zusammenhalt aller Menschen in dieser Krise steht.

Alles in allem bin ich froh, dass ich die Chance bekommen habe, meinen Bachelorabschluss in New York City am Queens College zu beenden. Ich liebe es, in einer so großen Metropole zu leben, weil es nie langweilig wird und man so viele verschiedene Menschen trifft. Mein weiterer Plan ist es, noch mindestens ein weiteres Jahr hier zu bleiben. Ob ich meinen Master hier anfange oder ein Jahr lang Praktika mache, darüber mache ich mir gerade Gedanken.

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