„The Beast“ beißt sich durch und wird Zweiter

Michael Taylor schafft 126 Kilometer beim 24-Stunden-Hindernislauf in Reuver

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Das Knie ist leicht geschwollen: Als der Nordenhamer Extremsportler Michael Taylor nach 56 Kilometern ins Pausen-Zelt kommt, ist ungewiss, ob er den 24-Stunden-Hindernislauf in der niederländischen Kleinstadt Reuver überhaupt beenden kann. Doch „The Beast“ wächst nach einer kurzen Behandlung über sich hinaus und schließt den Wettkampf noch als Zweiter ab.

Mit 49 Jahren ist der gebürtige Engländer mit Abstand der älteste Teilnehmer beim Ultimate-Warrior-Run. „Eine Platzierung unter den Top 5 wäre ein schöner Abschluss meiner Karriere“, sagt er kurz vor dem Start. Es ist sein 49. Hindernislauf, es soll der letzte unter Wettkampfbedingungen sein.

30 Teilnehmer

Der Kurs hat es in sich: Die 30 Teilnehmer müssen zunächst zwei 26-Kilometer-Runden über Wiesen und Straßen und durch viel Matsch bestreiten. Sie kriechen unter Netze hindurch, hangeln sich an Ringen entlang und bezwingen hohe Wände.

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Insgesamt sind 44 Hindernisse entlang der Strecke aufgebaut, die mehrfach überwunden werden müssen. In einem Zelt warten Freunde auf Michael Taylor, um ihn mit Getränken und Nahrung zu versorgen. Für die erste Runde benötigt er knapp drei Stunden und liegt auf Platz 5. „Ich fühle mich gut.“ Als der 49-Jährige das Zelt wieder verlässt, rechnet das Helfer-Trio damit, dass er nach weiteren drei Stunden wieder da ist. Doch Michael Taylor lässt seine Freunde warten. Er benötigt für die zweiten 26 Kilometer vier Stunden. Aufgrund eines Sturzes ist das Knie lädiert, er läuft unrund und kommt als Sechster im Start-Ziel-Bereich an. „Ich fühle mich nicht mehr gut“, sagt er. „Ich konnte einige Kilometer nur noch gehen und habe viel Zeit verloren.“

Arne Cauchy überholt

Aufgeben kommt für den Nordenhamer nicht infrage. Er beißt auf die Zähne. Nun geht es für die Sportler mit 7-Kilometer-Runden weiter. Neben Fitness ist nun auch mentale Stärke gefragt.

Michael Taylor kann die Schmerzen ausblenden. Er startet eine Aufholjagd, die ihm lange in positiver Erinnerung bleiben wird. Es wird dunkel und immer kälter. Michael Schiett aus Dänemark führt das Feld deutlich an. Doch der junge Mann muss am späten Abend verletzungsbedingt aufgeben. So befindet sich um Mitternacht Vorjahressieger Arne Cauchy aus Belgien auf dem 1. Platz. Er hatte Michael Taylor 2021 auf den 2. Platz verdrängt.

Kaum Pausen

Der Nordenhamer macht zwischen den 7-Kilometer-Runden nur kurze Pausen. Ein Milchbrötchen, getrocknetes Rindfleisch, Wasser und Kaffee nimmt er zu sich. Viel Kaffee. Mitten in der Nacht hat der 49-Jährige Arne Kauchy überholt. Er liegt nun auf Platz 2 hinter dem Deutschen Hendrik Grote, der in der Nacht ein hohes Tempo gegangen war und am Ende das Rennen gewinnen konnte.

Michel Taylor vergrößerte indes seinen Vorsprung auf den Dritt- und Viertplatzierten immer mehr. Die Knieschmerzen vom Nachmittag waren verflogen, dafür machte ihm die Kälte zu schaffen. Er biss aber auf die Zähne und brach um 5.50 Uhr zu seiner letzten Sieben-Kilometer-Runde auf. Insgesamt spulte er 126 Kilometer ab. 2021 waren es noch 140 Kilometer.

„Der Parcours war aber deutlich anspruchsvoller als im Vorjahr“, sagte er. „Ich bin mit dem 2. Platz sehr zufrieden.“

Spendenaktion

  • Eine Spendenaktion für die Nordenhamer Tafel findet am kommenden Samstag, 29. Oktober, von 10 bis 14 Uhr, beim Edeka-Center an der Atenser Allee statt. Michael Taylor und Melanie Schmidt sammeln sowohl Geld- als auch Lebensmittelspenden.
  • Michael Taylor hatte dazu aufgerufen, dass seine Mitmenschen pro gelaufenem Kilometer eine Summe spenden. Einige Privatpersonen haben ihm bereits zugesagt, einen Euro pro Kilometer zu spenden. „Wir freuen uns über jeden, der etwas spendet“, sagt o Taylor.

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