Das Sport-Comeback des Jahrzehnts
Laufchallenge motiviert Nico Wilder zum Laufen nach 10 Jahren ohne Sport
Die Geschichte begann an einem windigen Donnerstagmittag. Es war natürlich kein einfacher Donnerstag, sondern der 1. April und damit Start der Sportgasm-Laufchallenge 2021. Doch nur wenige hatten wirklich dran geglaubt, welch historisches Ereignis sich an diesem Tag abspielen wird (ein Gast-Beitrag von Maik Müller).
Aber der Reihe nach. Alles begann vor etwa 10 Jahren, als Nico Wilder (Name von der Redaktion geändert) das letzte Mal seine Fußballschuhe beim TSV Abbehausen schnürte. Ein trauriger Tag. Immerhin wurde sein Talent mit seinen Jahrgangskollegen Joshua Kimmich, David Selke und (besonders aufgrund seiner Dynamik ) Serge Gnabry verglichen.
Ein Jahrzehnt ohne Sport
Nico Wilder entschied sich aber für das bürgerliche Leben des Mittelstandes und lehnte jegliche Angebote ab. Seine Schuhe und jegliche sportliche Bemühung wurden an den Nagel gehangen. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen konnte: Daran sollte sich für 10 Jahre nichts ändern.
Um in dieser Zeit sein südländisches Temperament in den Griff zu kriegen, entschied der sympathische Flugzeugbauer aus Nordenham sich für eine Verfolgung des Ego-Shooters Call of Duty. Hierbei investierte er sehr viel Zeit im Sitzen vor seiner Playstation mit eher mäßigen Erfolgen. Neben dem E-Sport wurde auch noch das Angeln präferiert, auch hierbei gehen Erfolg und Erwartung weit auseinander.
Umdenken im Jahr 2020
Nach einigen Rückschlägen bei diesen Hobbys, der im Jahre 2020 eintretenden Corona-Pandemie und der damit verbundenen Zeit sich über Körper und Geist nochmal im Klaren zu werden, begann bei dem rundlichen Cappy-Träger ein Umdenken im Kopf. Plötzlich regte sich die Laune nach einem sportlichen Ausgleich. Plötzlich und unerwartet standen Fahrradtouren (per E-Bike natürlich) und Home-Workouts mit Pamela Reif auf dem Tagesplan. Dies weckte anscheinende die Lust nach mehr und das Sport-Comeback begann Form anzunehmen.
Nach einiger Überzeugungsarbeit seiner Freunde konnte Nico Wilder wirklich überzeugt werden, sich zu mindestens für die Sportgasm-Laufchallenge anzumelden. Währende noch viel in der Gruppe diskutiert wurde, wie man denn die wahrscheinlich fehlenden Kilometer ausgleichen werde, begann Nico Wilder allerdings schon sich heimlich das passende Schuhwerk zu bestellen.
Von Nordenham nach Kleinensiel UND zurück
Nun kam es zu dem besagten windigen Donnerstagmittag des 1. April 2021. Nico Wilder verabredete sich tatsächlich in der WhatsApp-Gruppe seiner Mitläufer zu einem Lauf. Ungläubige Nachrichten wurden ausgetauscht. Ein Freund entschied sich schließlich, ihn zu begleiten und es wurde ein Start an der Oststraße in Nordenham ausgehandelt. Nico, um seine Muskulatur schon einmal vorzubereiten, startete seine Einheit mit dem Gang auf dem Wochenmarkt, um noch ein paar bunte Eier für Ostern zu kaufen. Die Anreise zur 500 Meter entfernten Oststraße wurde natürlich standesgemäß per Auto durchgeführt.
Mit einem Outfit, das jeden Diskotheken-Besitzer in Berlin-Neukölln stolz gemacht hätte, dehnte sich der stolze Audi-Audifahrer schon einmal für den beginnenden Lauf. Die Nachfragen, ob es an seiner modischen knöchelfreien Jogginghose nicht etwas ziehen könnte oder er seine Cap für das laufen abnehmen würde, wurden selbstbewusst mit einem Nein abgeschmettert.
Sogar der Wind steht kurz still
Dann begann der ehrwürdige Moment. Die Vögel hörten auf zu singen. Der Wind stand das erste Mal an diesem Tag still und Nico Wilder begann, wenn auch noch etwas unbeholfen, seine ersten schnelleren Schritte nach 10 Jahren Abstinenz. Nach dem einen oder anderen Stolperer wurde sich auf einem wahnwitzigen Tempo von 5:15 pro Kilometer eingependelt.
„Ne man, ich muss ja auch noch zurücklaufen.“
Nico Wilder, kurz vor dem Ziel Kleinensiel
Verblüfft über diese Leistung musste der begleitende Lauf-Coach den Athleten schon ausbremsen, in der Angst, dass er selbst nicht mehr hinterherkommen würde. Als historische Strecke wurde die Strecke von Nordenham/Großensiel nach Kleinensiel auserkoren. Nach den ersten beiden Kilometern war das Adrenalin verbraucht und die ersten Qualen begannen. Doch Nico Wilder, der absolut keine Ahnung hatte, wie viele Meter eigentlich ein Kilometer hat, hatte das Ziel Kleinensiel vor Augen. 300 Meter vor Kleinensiel machte der Kopf aber einen Strich durch die Rechnung. Auf Nachfrage warum man nicht noch ganz durchlaufe, kam nur die Antwort: „Ne man, ich muss ja auch noch zurücklaufen.“
Muskeln übersäuern ab Kilometer 5
So wurde knapp vor dem eigentlichen Ziel die Rücktour angetreten. Was nicht bedacht wurde, war der starke Sturm, dem den Läufern ins Gesicht fegte und ausbremste. Doch der windschnittige Ego-Shooter-Konsument lachte der Naturgewalt ins Antlitz und legte nochmal Tempo zu. Nach 50 Metern wurde er allerdings wieder ausgebremst. Er fragte seinen Lauf-Trainer, ob ein Blutgeschmack aus der Lunge kommend normal sein würde. Dies wurde natürlich bejaht. Und weiter ging’s.
Sein größter Kampf sollte allerdings der Kilometer 5 bis 6 werden. Nicos Kopf sagte schon Nein und seine Muskel waren übersäuerter als seine Freundin, wenn er wieder einmal erst um 6 Uhr morgens vollgetrunken vom Feiern nach Hause kam. Die letzte Steigung am Hafen Großensiel wurde noch einmal genommen. Der Aufstieg glich dem des Mount Everest und wurde unter Mitwirkung einiger Schimpfwörter, die hier besser unerwähnt bleiben, bewerkstelligt.
Fast täglich unterwegs
Aber nun war das ihm vor dem Laufen noch unbewusste Ziel von 6 Kilometer fast erreicht und das mit einer beachtlichen durchschnittlichen Geschwindigkeit von 5:45 pro Kilometer. Endorphine machten sich breit, die letzten Meter wurden abgespult. Die Leute klatschten Applaus und ein breites Grinsen stand beim Überqueren der imaginären Ziellinie im Gesicht des nun athletisch wirkenden Nico Wilder.
Alle beteiligten bemerkten, dass der junge Bursche nun Blut geleckt hat und so geschah am nächsten Tag gleich das nächste Wunder. Unter Qualen des Muskelkaters absolvierte Nico Wilder gleich den nächsten Lauf.
Die Moral von der Geschichte
Egal, ob man vielleicht den Sport schon vor Jahrzehnten vergessen hat, kann es sich doch lohnen, sich mal wieder sportlich zu betätigen. Gerade in Zeiten der Pandemie und der damit verbundenen Isolierung kann ein Lauf (gerne natürlich mit der Teilnahme an der Sportgasm-Laufchallenge) einen sehr guten Ausgleich schaffen.