Mit den drei ??? und Umse durch die Lauf-Challenge
Lauf-Newcomer Arne Pauls berichtet über seine ersten Kilometer
In der Whats-App-Gruppe unserer Nachbarschaft stand auf einmal eine komische Frage. Ausgerechnet Naui schrieb: „Wollen wir an der 300km Lauf-Challenge teilnehmen?“ Natürlich kamen postwendend die lachenden Emojis als Antwort. Die Whats-App-Gruppe wurde damals schließlich gegründet, um Grillabende mit anschließendem Umtrunk leichter zu organisieren.
Nachdem wir uns zunächst köstlich über die Idee amüsiert haben, fanden einige doch Gefallen an dem Vorhaben. Schließlich sagten die ersten Nachbarn zu und auch ich dachte mir: „Es wird eh nichts von mir erwartet. Was hast du zu verlieren?“ So wurde ich als übergewichtiger Joggingmuffel Teilnehmer einer Lauf Challenge. Ich wollte herausfinden, ob mich diese kleine Art von Wettkampf genug anspornen kann, um meinen deutlich über 100kg schweren Körper endlich mal wieder zu bewegen.
Sportkleidung direkt wieder ausgezogen
Voller Motivation habe ich Sporthose, T-shirt und Schuhe angezogen, Lauf-App eingeschaltet, Handy in die Tasche und Kopfhörer ins Ohr gesteckt um dann festzustellten, dass die Challenge erst am Montag startet. Also alles wieder ausgezogen und zurück in die eigenen vier Wände. Das ging ja gut los.
Am Montag fing ich tatsächlich an zu joggen. Ohne den Gedanken an eine bestimmte Distanz oder gar Geschwindigkeit bin ich langsam losgelaufen. Auf meinen Kopfhörern lief eine Folge von den „drei ???“, einem Detektivhörspiel für Jugendliche.
Anfeuerungen gegen Extra-Motivation
Ich habe noch nicht einmal die Straße verlassen als ich dachte, dass es doch gar nicht so schlimm ist wie befürchtet. Also lief ich einfach weiter und hatte erstaunlich wenig konditionelle Probleme. Diese setzten natürlich nach einigen weiteren Schritten ein aber aufgeben wollte ich auch nicht. Auf einmal jubelte jemand in der Nähe. Kurz danach rief jemand „Go Go Go“ und danach ertönte auf einmal eine laute Tröte. Die Personen in meiner Freundesliste können live sehen, dass ich gerade joggen bin und senden mir ihre Anfeuerungen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber ich musste grinsen und die nächsten Meter wurden wieder einfacher.
Schon eine Dreiviertelstunde unterwegs?
Ich war einige Zeit unterwegs und mittlerweile auch recht müde, als auf einmal der Abspann von den „drei ???“ lief. War ich jetzt wirklich schon eine Dreiviertelstunde unterwegs? Ohne auf die Lauf-App zu gucken, habe ich nun Musik von Umse, einem deutschen Rapper, angemacht und bin mit ihm die letzten Minuten gelaufen.
Ich bin die ganze Zeit durch die Abbehauser Wisch gelaufen, wo mich auch hoffentlich keiner sieht. Der letzte Kilometer führte mich nun aber zum Teil auf die Butjadinger Straße. Trotz körperlicher Ermüdung bin ich hier tatsächlich schneller gelaufen als noch in der Wisch. Aber ganz sicher nicht weil ich meine Zeit aufbessern wollte. Die Leute in ihren Autos sollten keinen sich quälenden Klumpen sehen, sondern einen kräftigen Menschen, der joggen geht. Ob mir das tatsächlich gelungen ist, weiß ich nicht.
Muskelkater setzt ein
Zu Hause angekommen sagte mir die App, dass ich gerade 7,2 km in gut 50 Minuten gelaufen bin. Keine gute Zeit, aber immerhin für mich überragende 7,2km.
Die Folgetage waren geprägt von Muskelkater aber ich bin dennoch jeden zweiten Tag laufen gegangen und schnell änderten sich meine selbst gesteckten Ziele. Von „mal gucken ob es mich motiviert“ wollte ich nun auf 20km pro Woche. Dies würde reichen um die Challenge zu gewinnen.
33,3 Kilometer in einer Woche
Man mag es kaum glauben, dass ich am Ende der Woche vier mal joggen war und 33,3km zurückgelegt habe. Meinem Körper gefällt das momentan noch nicht so gut. Er signalisiert mir eher, dass ich damit aufhören soll, als mich doch wieder hochzuquälen. Aber ich werde weitermachen, die Challenge mit meinen Nachbarn gemeinsam schaffen und hoffentlich auch in Zukunft weiter joggen.
Sobald Mannschaftsportarten wieder erlaubt sind werde ich wohl weniger laufen gehen aber für den Moment bin ich positiv überrascht, dass auch schwere Menschen joggen können. Man braucht keine Profiausrüstung um Sport zu treiben. Bei mir war es einfach nur der richtige Motivationsschub. Nächste Woche werde ich mir Laufschuhe kaufen und die folgenden Monate werden zeigen, ob das ein sinnvoller Kauf oder doch eher Schwachsinn war.
Die Musik von Umse könnte ich den ganzen Tag hören, aber die Abenteuer von Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, den „drei ???“, sind auch ganz schön spannend. Ihr findet mich in der Wisch. Pauli