Als der Frauenfußball salonfähig wurde

Als Frauenfußball im Verein noch eine Seltenheit war, hatte der TuS Einwarden eine eigene Mannschaft. Spielführerin war Marlies Strauch.

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In den 60er und 70er Jahren änderte sich viel für die Frauen. Ein Beispiel: Der Frauenfußball, noch in den 50ern vom DFB verboten, wurde salonfähig. Eine erfolgreiche Mannschaft spielte für den TuS Einswarden. Spielführerin war Marlies Strauch. „Wir hatten so viel Spaß“, erinnert sie sich.

Die heute 78-Jährige kickte mehr als zehn Jahre in Einswarden. „Eine tolle Zeit“, sagt sie. Das Team sei nicht nur erfolgreich gewesen, immer weiter aufgestiegen, sondern habe auch bestens harmoniert. „Und wir hatten den schicksten Trainer überhaupt“, ist Marlies Strauch überzeugt. Sein Name: Horst Wulf, genannt Fakko.

Los ging es in der zweiten Hälfte der 60er

Angefangen hatte alles in der zweiten Hälfte der 60er Jahre. Marlies Strauch, Seemannsfrau und Mutter, hatte zuvor noch nie Fußball gespielt. Doch als ihre Schwägerin sie fragte, ob sie Lust hätte, mit dabei zu sein in einer ganz neuen Mannschaft, sagte sie begeistert zu.

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Schnell zeigte sich, dass sie Talent mitbrachte. „Ich habe Ballgefühl“, meint sie. Ein weiterer Vorzug war ihrer Aussage nach, ihre Kaltblütigkeit beim Elfmeterschießen: „Meine waren alle drin.“ Sie habe Angebote bekommen, für andere Vereine zu spielen, beispielsweise in Nordenham oder Oldenburg, aber das sei für sie niemals in Frage gekommen.

Training hinterm Deich

Die Frauen aus Einswarden , die sich wöchentlich zum Training auf dem Platz hinterm Deich trafen, waren hoch motiviert. Sie hatten aber auch einen ehrgeizigen Trainer. „Meine Güte, was hat Fakko uns den Deich hoch und runter gehetzt, aber von nichts kommt nichts“, erinnert sich Marlies Strauch. Doch nicht nur die Fitness der Spielerinnen war dem Übungsleiter wichtig, er wollte auch Leistung sehen. „Bei Gegentoren ärgerte er sich unheimlich.“

Spieltag war zumeist der Sonntag. Die Trikots der Frauen waren blau und rot. „Blau und Rot, wie lieb ich euch“, hieß es dazu passend in der Mannschaftshymne. Die Frauen traten auswärts an in Nordenham, Phiesewarden und Abbehausen, aber auch in Brake, Rodenkirchen und Oldenburg.

Am Spielfeldrand standen die Fans, gern Kinder und Ehemänner. „Wenn mein Mann nicht auf See war, kam er auch gern mit“, sagt Marlies Strauch. Es habe ein großer Zusammenhalt geherrscht. „Wir waren lauter Frohnaturen.“

Auch deshalb fiel es Marlies Strauch schwer, den Fußball liegen zu lassen. Sie spielte zu gern, selbst als sie im vierten Monat mit dem dritten Kind schwanger war. Nach der Geburt stand sie wieder auf dem Platz. „Ich habe gespielt, bis ich an die 40 war. Aber irgendwann musste ich dann aufhören“, sagt sie.

Sie hoffte damals, dass sie wenigstens als Zuschauerin bei den Spielen ihrer Kinder wieder Fußballluft schnuppern könnte, doch daraus wurde nichts. Ihr Sohn zog die Leichtathletik vor, eine Tochter das Reiten. Sie selbst denkt immer noch gern zurück an ihre Zeit auf dem Platz.

Infos über die Entwicklung des Frauenfußballs

Frauenfußball ist in Deutschland heute eine der am schnellsten wachsenden Sportarten. Das war nicht immer so. Als der Frauenfußball in anderen europäischen Ländern in den 1920er Jahren einen ersten Höhepunkt erreichte, wurde der Sport in Deutschland verboten. Als das deutsche Männerteam 1954 die Fußball-Weltmeisterschaft gewann, kam die Diskussion um den Fußball der Frauen erneut auf. Am 30. Juni 1955 beschloss der DFB auf seinem Verbandstag, es den im DFB organisierten Vereinen zu untersagen, Frauenfußball anzubieten.

 

Ende der 1960er Jahre bildeten sich in der Bundesrepublik Frauenmannschaften innerhalb der dem DFB angeschlossenen Vereine. 1970 hob der DFB das Frauenfußballverbot wieder auf. Inzwischen gibt es längst eine Bundesliga. Die Frauennationalmannschaft hat zahlreiche Titel bei Europa- und Weltmeisterschaften gewonnen. Quelle: Wikipedia

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